2020 ist nicht nur das Jahr der Corona-Pandemie, sondern auch das eines gewaltigen Aufschwungs in der elektronischen Unterhaltungsbranche. Das bringt nicht nur Drosselungen der Videoqualität mit sich, nein, auch neue Produkte, die im Bereich "Content Creation" ihren Platz haben, werden auf dem Markt geworfen. Elgato, ein mit Apple groß gewordenes und Mitte 2018 von Corsair übernommenes Unternehmen konzentriert sich bereits seit einigen Jahren auf Produkte für Video- Ton- und Streaming-Aufnahmen. Heute, am 18. Juni 2020 stellt man nun das WAVE:3 vor, ein Kondensator-Mikrofon mit integriertem Frequenz-Cutter. Ob die so stolz angesetzte UVP die tatsächliche Leistung des Mikrofons wiederspiegelt, zeigen die nachfolgenden Seiten (...)
Neben dem WAVE:3 gibt es auch das WAVE:1, welches etwas kompakter, ohne Sound-Mix und eine geringere Auflösung (48KHz) bei der Aufnahme innehat. Außerdem hat es keinen Button zum Muten und auch die Aufnahmelautstärke kann nicht gesteuert werden. Beide Mikrofone werden per 2.5m USB-Kabel (USB Typ C am Mikrofon, USB Typ A für den PC/PlayStation), welches dem Lieferumfang beigelegt ist, an den Computer oder die Spielekonsole angeschlossen. Bei der Farbwahl hat man sich klassisch für schwarz entschieden, wie es für die Produkte von Elgato üblich ist. Preislich liegt die UVP für das WAVE:3 bei 169,99 EUR, das kleinere WAVE:1 ist ab 139,99 EUR UVP ab sofort im Handel erhältlich.
Neben dem USB-Kabel ist ein Metall-Ständer mit großem gummierten Rundfuß beigelegt, auf welchem das Mikrofon aufgeschraubt werden kann. Ein kleineres Adapterstück ermöglicht die Montage an jedem Spinnen-Arm, mit der sich das Mikrofon besser an den Mund "heranfahren" lässt. Ein Pop-Schutz ist optional erhältlich, ebenso eine Mikrofon-Spinne um jegliche, durch die Bewegung oder Berührung der Konstruktion verursachten Geräusche aus dem Weg zu gehen. Der Pop-Schutz kostet 29.99 EUR, die Spinne 39.99 EUR.
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Das Elgato Wave 3 im Detail
Die USB-C Buchse für die Verbindung zu PC oder PlayStation befindet sich zusammen mit der 3,5mm Klinkenbuchse für die Audioausgabe auf der Rückseite. Je nachdem, wie lang das eigene Kopfhörerkabel ist, geschweige denn man nutzt eines, kann dies von Vorteil oder auch Nachteil sein. Über die beiden Rädchen kann die Halterung vom eigentlichen Mikrofon gelöst und abgenommen werden, bspw. wenn man das Mikrofon der mit der Spinne nutzen möchte oder eine andere Halterung bevorzugt.
Die Rändelschrauben mit Elgato-Logo sind aus Metall und fühlen sich dadurch wertig an. Auch das Gewinde im Inneren ist aus Metall, zwischen Halterung und Mikrofon befinden sich Unterlegscheiben aus Gummi. Während das Lochgitter aus Metall ist, hat man sich beim Rahmen für Kunststoff entschieden. Auch Vorder- und Rückseite am unteren Teil des Mikrofons sind aus einem Matt-glänzendem Kunststoff, lassen das Mikrofon aber dennoch einheitlich aussehen.
Features und Einstellungen im Vergleich zum Beyerdynamic FOX
Mit etwas weniger als 2 Jahren Vorsprung befindet sich das Beyerdynamics FOX (zum Testbericht) nun schon etwas länger auf dem Markt und kostet mittlerweile wieder ca. 159 EUR (Stand 16.06.2020). Den Popschutz gibt es im Gegensatz zum WAVE:3 direkt dazu. Bei den Funktionen und Features unterscheiden sich beide Mikrofon nur minimal voneinander. Im Detail allerdings und bei der Anordnung der Regler / Schalter hat man beim WAVE:3 einiges kombiniert: Das Auswahlrädchen kann gedrückt werden, um zwischen den Einstellungen zu wählen. Eine weiße LED leuchtet dann entsprechend auf. Über das Drehen des Reglers kann dann bspw. die Aufnahmelautstärke in 14 Stufen eingestellt werden, während es beim FOX nur einen Gain-Switch auf der Rückseite gibt, der High und Low unterstützt.
Bei beiden Mikrofonen kann die eigene Stimme in Echtzeit mitgehört und je nach Bedarf in der Wiedergabe-Lautstärke (Mix) eingestellt werden. Wer sich schon einmal mitgekriegt hat, wie laut man mit aufgesetztem Kopfhörer redet ohne sich selbst zu hören, wird dieses Feature sicherlich als willkommen ansehen. Die USB-C Schnittstelle ist bei beiden Geräten an der Hinterseite untergebracht, die Aux-Buchse für den Kopfhörer beim FOX vorne, beim WAVE:3 hinten. Bei dem Thema Beleuchtung halten sich beide Mikrofone sehr dezent, wer hier buntes RGB Licht erwartet wird enttäuscht sein. Beim FOX leuchtet bzw. blinkt maximal der Mute-Button, der oberhalb der Regler anzufinden ist. Elgato hat statt eines Push-Buttons einen kapazitiven Touch-Button am Rahmen, oben am Mikrofon (siehe Details oben). Aktiviert leuchtet der Kreis um den Regler rot statt weiß. Insgesamt ist das WAVE:3 dezenter gestaltet.
Das Beyerdynamics FOX wurde bereits zusammen mit dem TYGR 300 Kophörer getestet. Beide Produkte sind zusammen als das Set "Team TYGR" oder auch seperat erhältlich.
Aufnahmequalität
Das ist kein Tonstudio - nein, das ist tatsächlich meine "Gaming-Station" inkl. höhenverstellbarem Tisch und schallgedämmter Wand. Dadurch werden Reflektionen des Schalls minimiert und eine höhere Aufnahmequalität garantiert. Es wurden insgesamt neun Aufnahmen gemacht.
Drei Aufnahmen des Beyerdynamics FOX und sechs Aufnahmen mit dem Elgato WAVE:3. Der Abstand von Mund zu Mikrofon variiert dabei in drei Abständen: 20cm, 40cm und 60cm. Für den kleinsten Abstand wurden die Mikrofone auf eine erhöhte Position gebracht, damit diese den Schall, den der Mund erzeugt, optimal auffangen können. Die Erhöhung betrug 14cm, die Tastatur wurde dabei natürlich an die Seite geschoben. Damit sollte die Nutzung eines Spinnen-Arms nachgeahmt werden.
Hört man sich die einzelnen Tonaufnahmen an, so sind die Unterschiede gerade bei den 20cm Aufnahmen sehr deutlich. Das Elgato WAVE:3 verwendet einen sogenannten Low-Cut Filter, mit dem niedrige Frequenzen unter 20Hz eliminiert werden. Ebenso ist auch ein High-Cut Filter integriert, der hohe Frequenzen ausmerzt. Gerade bei gesprochenen "P's" und Plopp-Lauten macht sich dieses bemerkbar. Beide FIlter können nach belieben aktiviert werden. Insgesamt ist jedoch zu vernehmen, dass sich die Stimme weniger natürlich anhört, wenn man die Filter verwendet, vergleicht man die Aufnahmen der beiden Mikrofone miteinander. Es ist anzumerken, dass der Gain-Regler des Beyerdynamics FOX bei allen Aufnahmen auf HIGH steht.
60CM |
Elgato WAVE:3 - voll Elgato WAVE:3 - halb Beyerdynamics FOX - voll |
40CM |
Elgato WAVE:3 - voll Elgato WAVE:3 - halb Beyerdynamics FOX - voll |
20CM |
Elgato WAVE:3 - voll Elgato WAVE:3 - halb Beyerdynamics FOX - voll |
Auch bei großem und mittleren Abstand ist die Aufnahmequalität immer noch sehr gut, jedoch kann man, wenn man genauer darauf achtet, vereinzelte Hintergrundgeräusche wahrnehmen. Das ist aber mehr als normal, da die Membran insgesamt gleichmäßiger "beschallt" wird. Bei allen Aufnahmen war beim Elgato WAVE:3 sowohl der Clipguard als auch der LowCut-Filter aktiviert.
WAVE Link Software & Stream Deck Integration
Ein cooles Feature, dass man mit dem Erwerb eines Elgato WAVE:3 Mikrofons erhält, ist sicherlich auch die umfangreiche WAVE Link Software.
Das Windows-Programm oder besser gesagt die "Audio Engine", bietet zwei Kanäle für Audio-Eingänge (bis zu 9). Diese können dann wahlweise in der Lautstärke für sich selbst und für die Streaming-Software bzw. für das Publikum geregelt werden. Somit hat man die Möglichkeit, alle Sounds zentral an einer Stelle zu steuern. WAVE Link ist mit OBS (Open Broadcaster) vollständig kompatibel.
Über die Windows Sound-Einstellungen können die Programm-, Game- und Systemsounds in den einzelnen Audio-Eingängen der Engine zugeordnet werden. Mit einem Klick am unteren Rand kann man zwischen den beiden Kanälen wechseln, um den Sound besser für das Publikum abstimmen zu können. Meistens steht die eigene Stimme mehr im Vordergrund als die Hintergrundmusik oder der Spielsound. Das Ausgabeziel kann auch entsprechend gewählt werden. Ein Klick auf den Audio-Eingang des Mikrofons zeigt zwei weitere Einstellungen: Hier kann der LowCut-Filter sowie der sogenannte "ClipGuard" aktiviert oder deaktiviert werden. Beide sorgen dafür, dass die Maximal-Frequenzen, die unter Umständen störend sein können (viebrierende Bässe oder hohe Töne), abgeschwächt oder ganz rausgefiltert werden. Außerdem können auch hier die drei Einstellungen, die direkt am Mikrofon vorgenommen werden können, ebenfalls reguliert werden.
Für jeden Audio-Eingang sieht man den Pegel ausschlagen und hat auch so eine optische Übersicht. Maximal sechs Inputs können auf einmal eingesehen werden, für die restlichen drei muss nach rechts gescrollt werden. Das Fenster lässt sich leider nicht in der Größe verändern. Dennoch wirkt die Software sehr ausgereift, laut Herstellerangaben soll diese auch nur einen Prozent der Prozessor-Leistung beanspruchen.
Fazit
Elgato hat es wieder einmal geschafft: Mit dem WAVE:3 und WAVE:1 hat man zwei Produkte auf den Markt gebracht, die sich stark von der Konkurrenz abheben - und das ganz im Positiven. Neben dem ansprechenden Design und der hochwertigen Verarbeitung überzeugt das WAVE:3 auf ganzer Linie auch beim Aufnahme-Test. Während weiteres, physisches Zubehör zwar kostenpflichtig ist (Spinne für 39.99 EUR, Pop-Schutz für 29.99 EUR), überzeugen vorallem die Integration des Mikrofons in die WAVE Link Software, über die das Mikrofon ebenfalls im vollen Umfang gesteuert werden kann. Die Software bietet eine perfekte Übersicht und Einstell-Möglichkeit für bis zu neun Ausgabe-Quellen. Insgesamt zwei Ausgabe-Kanäle können angesprochen werden, einen für den Content-Creator selbst und einen für das Publikum. Außerdem harmoniert die Software optimal mit der Open Broadcaster Software, was für viele ein Plus-Punkt sein wird.
Bei den Audio-Aufnahmen und dem Aufbau des Mikrofons habe ich das beyerdynamic FOX als Vergleich herangezogen. Beide Mikrofone eigenen sich gut für die Aufnahme der eigenen Stimme und unterstützen bis zu 96kHz und 24bit Auflösung, was so ziemlich jeder Anforderung genüge tut. Mit aktiviertem ClipGuard und LowCut-Filter hört sich die Stimme beim WAVE:3 manchmal etwas künstlich an, jedoch werden störende, wummernde Bässe und hohe "Fieps"-Töne eliminiert bzw. abgeschwächt, um dem Zuschauer ein möglichst angenehmes Erlebnis zu schaffen. Ansonsten bietet das Mikrofon aus dem Hause Elgato im Vergleich dieselben Funktionen, verfügt aber über einen kapazitiven Mute-Button, welcher einfacher und ohne Kraft ausgelöst werden kann.
Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass das Mikrofon sowie die WAVE Link Software auch per Stream Deck gesteuert werden können. Neben dem Muten der eigenen Stimme kann auch kurzerhand der Kanal verstummt oder Musik abgespielt werden. Es können auch einfache Funktionen, wie Lautstärke erhöhen sowie Presets geladen werden. Das Plugin für die Stream Deck Integration ist als Version 4.8 der Stream Deck Software im Plugin Store zu finden. Ein Beispiel-Profil mit vorbelegten Tasten und Funktionen wird mit installiert. Gerade Streamer werden dies mögen, denn nichts ist besser als zwei Tasten für das Lauter und Leiser stellen des eigenen Mikrofons direkt parat zu haben - denn es muss wie immer schnell und nach Möglichkeit unbemerkt gehen, sonst springen die Zuschauer ab.
Wirft man einen Blick auf den Preis, so setzt Elgato die UVP bei 169,99 EUR fest und verbucht für das optional erhältliche Zubehör auch nochmal ein paar Taler. Aber hier überwiegen allein die Integration und die Software den Anschaffungskosten. Anhand des Eindrucks, den ich innerhalb des Testzeitraums gewinnen konnten, sind wir der Meinung, dass sich das Elgato WAVE:3 ganz klar den Gold-Award verdient hat.
Elgato WAVE:3 Kondensatormikrofon