Wer viel mit Foto- oder Videobearbeitungsprogrammen hantiert, stößt mit einer reinen Maus- und Tastaturbedienung schnell an seine Produktivitäts-Grenzen. Das Loupedeck+ richtet sich genau an dieses Anwendungsfeld, denn die Foto- und Videobearbeitungskonsole soll den Workflow deutlich vereinfachen. Ob das gelingt, klären die folgenden Zeilen.
Eine effizientere sowie intuitive Bild- und Videobearbeitung verspricht die Loupedeck+ zu sein. Geliefert wird das Loupedeck+ in einem schicken Karton und der Lieferumfang beinhaltet neben dem eigentlichen Produkt, nur eine Bedienungsanleitung bzw. Kurzanleitung. Die Software, auf die ich später zu sprechen komme, muss von der Homepage heruntergeladen werden, was schon mal einen Internetzugang voraussetzt. Das Korpus Delikti schlägt aktuell mit rund 240 Euro zu Buche, also wahrlich kein Schnapper.
Das Gehäuse der Loupedeck+ Konsole ist aus einem mattschwarzen Kunststoffgehäuse gefertigt, die Oberseite unterscheidet sich im Vergleich zum restlichen Gehäuse leicht in der Haptik und hinterlässt einen robusten Eindruck. Auch, wenn ich mir in dieser Preisklasse eher ein Material wie Aluminium gewünscht hätte.
Die Bedienung der einzelnen Funktionen wird über Tasten und verschiedenste Drehregler realisiert, die beim mir eher gemischte Gefühle hinterlassen haben. Die Tasten selbst besitzen einen eher schwammigen Druckpunkt, die einzelnen Drehregler sind okay und mit einer leichten Rasterung ausgestattet. Das große Jog-Dial hingegen überzeugte mit einer angenehmen Haptik, feiner Rasterung und einem guten Druckpunkt.
Alle Drehregler sind zusätzlich mit einer Druckfunktion ausgerüstet, welche hörbar ist und ein haptisches Feedback hinterlässt. Die Beschriftung ist grundsätzlich in Englisch gehalten, ein „deutsches“ Layout ist nicht erhältlich aber meiner Meinung nach in dem Bereich jetzt auch kein allzu großer Kritikpunkt. Nur Einsteiger sollten wissen, dass die Beschriftung nicht mit den Funktionsnamen im jeweiligen Programm übereinstimmt.
Angeschlossen wird das Loupedeck+ über ein fest installiertes USB-Kabel mit einer ausreichenden Länge von mehr als einem Meter. Auf der Unterseite steht eine Kabelführung zur Seite, oder nach oben heraus, bereit. Das Konstrukt ruht auf insgesamt sechs gummierten Füßen, die so für sicheren Stand sorgen. Ein störendes Kippeln konnte während der Testphase nicht vernommen werden. Mehr gibt es zum Loupedeck+ auch nicht wirklich zu sagen und somit komme ich zum wichtigsten Part, dem Praxistest.
Praxistest
Wie schon auf der vorherigen Seite erwähnt, muss für den Betrieb des Loupedeck+ erstmal die Software von der Herstellerseite heruntergeladen werden, denn ohne diese geht gar nichts. Deswegen ist es auch schade, dass der Hersteller auf z.B. eine CD oder einen USB-Stick mit der Software verzichtet. Aber da man einen Account für die Nutzung anlegen muss, was ich persönlich nicht verstehen kann, ist eh ein Internetzugang Pflicht. Installiert ist die Software Loupedeck schnell und unterstützt aktuell folgende Programme:
- Lightroom Classic 7.4 und aufwärts
- Lightroom 6
- Photoshop CC 20.0 und aufwärts mit Camera Raw
- Premiere Pro 2018 or 2019
- Final Cut Pro X 10.4.5 und aufwärts
- Capture One Pro 11 und aufwärts – Beta
- Audition 2019
- After Effects 2019
- Skylum Aurora HDR 2018 (1.2)
Ich nutzte das Loupedeck+ größtenteils in Adobe Photoshop und Lightroom, als Redakteur hat man immer viele Bilder zum Bearbeiten und so konnte ich mir in den letzten Wochen einen guten Eindruck verschaffen. Im Alltag stellt sich die Konsole als gute Unterstützung im täglichen Workflow heraus. Das liegt auch größtenteils an der guten und übersichtlichen Software. Hierüber lassen sich alle Knöpfe völlig individuell belegen und seinen persönlichen Präferenzen anpassen. Neben Funktionen in dem jeweiligen Programm können auch Tastatur- und Mausbefehle hinterlegt oder Programme aufgerufen werden.
Die Möglichkeiten sind sehr vielfältig und ermöglichen einen intuitiven Workflow in den einzelnen Programmen. In den von mir verwendeten Adobe-Programmen funktionierte das auch erstklassig. Im „Camera Raw“ Fenster ist es spielend einfach und auch sehr exakt mit den Drehreglern zum Beispiel die einzelnen Farben zu regeln oder die Sättigung oder Schatten einzustellen. Mit einem einfachen Druck auf den Regler, kehrt die Einstellung auf den Nullpunkt, also in die Grundeinstellungen wieder zurück und man kann sich erneut versuchen die richtige Bearbeitung zu finden.
Bearbeitet man das Bild dann weiter in Photoshop, kann bspw. der große Drehregler die Pinselgröße in der Größe steuern. Zusammen mit der Maus und dem Ausbesserungswerkzeug sind schnell letzte Staubreste oder unschöne Kratzer auf dem Foto verschwunden. Der Umgang ist praktisch und erleichtert, nach einer gewissen Eingewöhnungszeit und optimierten Zuweisungen der einzelnen Funktionen den Umgang mit solchen „Kreativ-Programmen“ enorm.
Leider überzeugt mich die Haptik des Loupedeck+ nicht vollends. Die verwendeten Materialien und die einzelnen Regler sind meiner Meinung nach dieser Preisklasse nicht entsprechend. So besitzen alle etwas Spiel, die Höhe der Konsole könnte auch etwas geringer ausfallen, zumindestens im vorderen Bereich. Das die oberen Kanten am Gehäuse nicht abgerundet, sondern leicht scharf sind, führt auch nicht unbedingt zu einem Gefühl der „Behaglichkeit“. Keine Frage, das Loupedeck+ ist keine Gaming-Tastatur und muss keiner Hektik oder Millionen von Anschlägen gewachsen sein, aber ein besserer Druckpunkt bei den Tasten, eine stärkere Rasterung bei den Drehreglern und vielleicht eine leichte Gummierung hätte der Konsole sicherlich gutgestanden. Hier hat der Hersteller noch Luft nach oben für eine neue Generation. Der Bedienung tut das aber kein Abbruch, diese überzeugt und zusammen mit der durchdachten Software ist das Loupedeck+ ein mächtiges Werkzeug.
Fazit
Ein faires Fazit für das Loupedeck+ zu finden fiel mir aufgrund leicht gemischter Gefühle nicht so ganz leicht. Auf der Haben-Seite steht eine erstklassige Software, die dem kreativen Kopf viel Spielraum bei der Entfaltung seines selbst konstruierten Workflows bietet, den Großteil der aktuell wichtigsten Programme unterstützt und den Umgang mit diesen Programmen vereinfacht bzw. produktiver gestaltet. Auch die Vielzahl der Regler, Tasten und die zusätzlichen Druck-Funktionen unterstreichen das Einsatzgebiet als Foto- und Videobearbeitungskonsole.
Nicht ganz überzeugt hat die Qualität, die Materialanmutung und die Haptik der Konsole. Für den Einsatzzweck möge sie ausreichend sein, aber schwammige Tastenanschläge, leichtes Spiel in den einzelnen Drehreglern und Kunststoff so weit das Auge reicht, wird dem Preisgefüge einfach nicht gerecht. Das Loupedeck+ kostet 239,- Euro und dafür hätte die Verarbeitung und Materialwahl besser ausfallen müssen. Wirkliche Alternativen sind aber Mangelware, was sich aufgrund der geringen Stückzahl im Verkauf auch im Preis des Loupedeck+ niederschlägt. Nichtsdestotrotz bietet die Konsole einen hohen Mehrwert in ihrer Kernkompetenz: der Unterstützung bei der Fotobearbeitung oder dem Videoschnitt. Wer sich mit der Haptik arrangieren kann, darf hier bedenkenlos zugreifen. Für mich, auch wenn knapp, noch eine Empfehlung in diesem Segment.
Loupedeck+ Foto- und Videobearbeitungskonsole