Neben der neuen Gaming-Grafikkarten-Architektur Radeon RX Vega, wurden nun auch konkrete Preise und der Termin des Verkaufsstarts der neuen HEDT Plattform Ryzen Threadripper bekanntgegeben. Die neuen CPUs setzen ebenfalls auf die Ryzen Architektur bzw. Zeppelin Dies, bieten auf dem wesentlich größeren Sockel TR4 aber auch Neuerungen. Mit bis zu 16 Kernen und 32 Threads kann man theoretisch die doppelte Leistung vom Sockel AM4 anbieten. Auch die Speicheranbindung, welche sich als leichter Flaschenhals von Ryzen herausstellte, fällt hier mit einem Quad-Channel-Interface doppelt so breit aus.
Modelle und Details
Spezifikationen zu zwei CPUs sind bereits seit etwa zwei Wochen bekannt. Der Ryzen Threadripper 1950X ist das Topmodell mit 16 Kernen und Threads. Darunter siedelt sich der Threadripper 1920X mit 12 Kernen und 24 Threads an. Zusätzlich wurde heute ein dritter Kandidat vorgestellt - der Ryzen Threadripper 1900X. Dabei handelt es sich um einen 8 Kerner mit 16 Threads. Auch zu den Taktraten sind schon Informationen vorhanden. Die CPUs agieren alle auf einem Niveau wie der Ryzen 7 1800X. Das heißt, die drei CPUs besitzen alle einen Boost-Takt von 4 GHz und einen XFR-Takt von 4,2 GHz. Beim Basis-Takt unterscheiden sie sich allerdings ein wenig. Der 1950X kommt hier auf eine Frequenz von 3,4 GHz, der 1920X auf 3,5 GHz und der 1900X auf 3,8 GHz.
Trotz der unterschiedlichen Anzahl an Kernen und den Taktraten, bleiben viele Eigenschaften gemeinsam. Dies muss nicht unbedingt der Fall sein, guckt man sich beispielsweise die Intel Plattform X299 an. Die CPUs des Sockel TR4 besitzen zum Beispiel alle das erwähnte Quad-Channel-Speicherinterface inklusiv ECC-Unterstützung. Vermutlich können die Kerne aller CPUs auch auf einen 32 MB großen L3 Cache zugreifen. Ebenso gibt es keine Abstriche bei der verfügbaren Anzahl an PCIe 3.0 Lanes. Alle Threadripper liefern die enorme Zahl von 64 Lanes. Außerdem sind die im 14 nm FinFET Verfahren hergestellten Prozessoren alle mit einer TDP von 180 W angegeben.
Dass die Ausstattung nicht mit der Anzahl der Kerne zusammenhängt, liegt am Aufbau der Multi-Die CPUs. Bis vor kurzem ist man davon ausgegangen, dass die Ryzen Threadripper durch den Einsatz von zwei Zeppelin Dies auf ihre Kernzahl kommen. Diese Vermutung ist insofern naheliegend, als dass das Topmodell auf dem Papier fast einer Verdopplung von Ryzen 7 entspricht. Die nähere Vergangenheit hat uns aber eines Besseren belehrt. Denn es wurden Bilder veröffentlicht, die zeigten, dass Threadripper unter dem IHS sogar vier Zeppelin Dies beherbergt, wovon allerdings wohl zwei deaktiviert sind. Damit ist die Verwandtschaft zu den Server-Professoren AMD Epyc deutlich größer. Vergleicht man nämlich die Spezifikationen (Lanes, Cores, L3 Cache) der CPU-Serien, so entspricht Threadripper sozusagen einem halben Epyc. Die Sockel beider Plattformen sind von der Bauart (LGA) und Größe bzw. Form auch identisch. AMD verneint eine gegenseitige Kompatibilität allerdings.
Somit wird dann auch deutlich, warum man keine Abstriche bei den weiteren Eigenschaften machen muss und warum es z.B. keinen 10-Kerner geben wird. Jeder Zeppelin Die verfügt über zwei CCX (CPU-Complexes), welche mittels Infinitiy Fabric miteinander kommunizieren. Jeder CCX kann bis zu vier aktive Kerne bereitstellen welche auf einen gemeinsamen 8 MB großen L3 Cache zurückgreifen. Somit erhält man bei einem Die aus zwei CCX eben die maximalen acht Kerne und 16 MB L3 Cache. Jeder Die verfügt im Übrigen auch über ein Dual-Channel-Speicherinterface, weshalb Threadripper das doppelte und Epyc das vierfache vorweisen können. Egal wie viele Dies man zusammensetzt bzw. nutzt, in jedem CCX muss dabei immer die gleiche Anzahl an Kernen aktiviert sein. Noch einmal konkret: Die Kernzahl von Ryzen kann nur einem Vielfachen von 2 (=2, 4, 6, 8) entsprechen, die Kernzahl von Threadripper kann nur einem Vielfachen von 4 (=4, 8, 12, 16) entsprechen und die Kernzahl von Epyc kann nur einem Vielfachen von 8 (=8, 16, 24, 32) entsprechen.
Performance und Preise
Zur Leistung hat AMD auch bereits ein paar Benchmarks vorbereitet. Beim Vergleich wird dabei aber nicht eine CPU mit gleich Kernzahl herangezogen, sondern ein Konkurrenzprodukt der selben Preisklasse. Dabei ergeben sich durchaus interessante Konstellationen, was Leistung und vor allem die Ausstattung betreffen. AMD spricht seit der Veröffentlichung der Ryzen-Archiutektur vom sogenannten Ryzen-Effekt. Gemeint ist, dass die Konkurrenz auf die Produkte mit einem geringeren Preis der eigenen Modelle reagiert hat.
Die offiziellen Preis sind bislang nur in Dollar (also auch ohne Mehrwertsteuer) bekannt. Für das Top-Modell ruft AMD 999$ auf. Begnügt man sich mir nur 12 Kernen, werden 799$ verlangt. Das kleinste Modell wird mit 549$ eingeführt.
Wie angesprochen, sieht der Hersteller die Konkurrenz nicht bei Kernzahl ebenbürtigen Prozessoren, sondern sucht den Zweikampf über den Preis. Interessant ist hier natürlich der Vergleich zwischen den beiden gleich teuren CPUs AMD Ryzen 1950X mit 16 Kernen und 32 Threads und Intel Core i9 7900X mit 10 Kerne und 20 Threads. AMD scheut aber auch den Vergleich zwischen dem kleineren Ryzen 1920X mit 12 Kernen und 24 Threads gegen den gleichen Kontrahenten nicht.
Nicht nur, dass AMD eine höhere Leistung per se attestiert, auch bei der Effizienz bzw. Leistung pro Watt sollen die neuen Mehrkerner überzeugen können.
Verfügbarkeit
Die Verfügbarkeit der bereits länger bekannten Ryzen 1950X und 1920X gibt AMD mit dem 10. August an. Möchte man den Achtkerner Ryzen 1900X erwerben, muss man sich noch etwas länger bis zum 31. August gedulden.
Die ersten Mainboards sind von den Herstellern auch bereits angekündigt worden. Diese sollen auch zum Start verfügbar sein.
Quelle: AMD