Eigentlich hat es sich schon mit dem AMD Ryzen 9 3950X angekündigt, nun gibt es die Bestätigung: AMDs Threadripper 3960X und 3970X deklassieren die Konkurrenz und setzen in vielerlei Hinsicht neue Maßstäbe.
Um der Vorstellung der neuen AMD Threadripper Prozessoren zuvorzukommen, hat Intel betreffenden Redaktionen zu einer früheren Vorstellung des Intel Core i9-10980XE forciert. Welchen Erfolg man sich hiervon versprochen hat, kann nur der verantwortliche Intel-Mitarbeiter beantworten. Fest steht zumindest, dass der frühere Vorstellungstermin nichts daran ändert, dass die CPU gegen die eigentliche HEDT Konkurrenz ebenfalls kein Land sieht. Eigentlich war das aber auch schon abzusehen, konnte sich der AMD Ryzen 9 3950X schon in eigentlich allen Bereichen gegen den Intel Core i9-9980XE behaupten. Die neuen AMD HEDT Prozessoren setzen hier noch einmal einen drauf und das deutlich.
Verantwortlich für die Leistungssteigerung der Threadripper CPUs ist der Wechsel zur Zen 2 Architektur in 7nm sowie das neue Chiplet-Design. Wie bei der Ryzen 3000-Serie (Matisse), verwendet man auch hier die in 7nm gefertigten Chiplets mit acht Kernen sowie 32 MB L3-Cache. Vorzufinden sind davon auf den Threadripper 3960X und 3970X CPUs vier Stück, sodass der Maximalausbau hier mit 32 Kernen erreicht ist und 128 MB L3-Cahce gebiten werden. Angebunden sind sie an einen I/O-Die, welcher dem der AMD Rome Server-CPUs ähnlich ist. Der große Die wird von GloFo in 12nm produziert und stellt die 64 PCIe Gen4 Lanes bereit und bindet das Speicherinterface an. Beides kann als sehr großer Fortschritt angesehen werden.
Die Lanes verteilt der Hersteller diesmal auch etwas anders. 56 davon werden direkt für Komponenten wie Grafikkarten, NVMe-Datenträger oder auch SATA-Ports freigegeben, während die acht übrigen den TRX40-Chipsatz anbinden. Hier kommen also nicht nur doppelt so viele zum Einsatz wie beim X399 Chipsatz, durch die neue Generation steigt die Bandbreite auf das Vierfache (16 GB/s). Der Chipsatz selbst dürfte identisch zum AMD X570 sein, bietet nochmal 16 PCIe 4.0 Lanes sowie SATA- und USB-Anschlüsse.
von links: Aufbau eines baugleichen AMD Epyc 7702 und 12nm I/O-Die von Threadripper(Quelle: Fritzchens Fritz)
Die Auslagerung des Speichercontrollers hat den Vorteil, dass die CPUs jetzt nur noch einen Numa-Knoten vorweisen. Die AMD Threadripper 2970WX und 2990WX hatten mit ihrem Design in manchen Belangen zu kämpfen, da dort zwischen Numa und Uma gewechselt werden musste/sollte um je nach Anwendung die maximale Leistung zu erreichen. Der Wechsel erfolgt allerdings nicht fließend. Neben der besseren Topologie, wurde auch der offizielle Speichertakt auf 3200 MHz angehoben. Da auch bei Threadripper 3000 die Infinity Fabric an den Speichertakt gekoppelt ist, geht auch hier eine Leistungssteigerung mit einer Erhöhung des RAM-Takts einher. Die acht Speicherkanäle von Epyc wurde hingegen nicht übernommen. Beim Sockel TRX40 bleibt es bei einem Quad-Channel-Interface, was der Hersteller einfach damit begründet, dass es hier mehr einfach nicht braucht.
Die angesprochenen Änderungen hatten zur Folge, dass es keine Kompatibilität mehr mit den X399 Mainboards gibt. Der Sockel sTRX4 ist zwar in Form und Pinzahl identisch zum Sockel TR4, aber die Belegung ist eine andere. Das mag einige verärgern, die ihr altes Board weiter nutzen wollten, zumal die Preise der neuen AMD TRX40 Mainboards noch einmal höher angesiedelt sind, als schon bei den X399 Platinen. Bleibt man beim Kapitel Preis, so gibt es eine Erhöhung im Vergleich mit den Vorgängern und das eigentlich nicht zu knapp, bleibt man bei der gleichen "Ziffer". Da man aber auch die Kernzahl erhöht hat, ändert sich die Nachfolge in gewisser Weise etwas, sodass der Aufpreis weniger Krass ausfällt.
Modell | Kerne/Threads | Takt / max. 1C-Takt | L3-Cache | Speichertakt | TDP | Preis (UVP, Start) | Preis (Handel, heute) |
Threadripper 3990X | 64 / 128 | ? GHz | 256 MB | DDR4-3200 | 280 Watt | ? | ? |
Threadripper 3970X | 32 / 64 | 3,7 / 4,5 GHz | 128 MB | DDR4-3200 | 280 Watt | $ 1999 | 2159 € (UVP) |
Threadripper 3960X | 24 / 48 | 3,8 / 4,5 GHz | 128 MB | DDR4-3200 | 280 Watt | $ 1399 | 1509 € (UVP) |
Threadripper 2990WX | 32 / 64 | 3,0 / 4,2 GHz | 64 MB | DDR4-2933 | 250 Watt | $ 1799 | 1800 € |
Threadripper 2970WX | 24 / 48 | 3,0 / 4,2 GHz | 64 MB | DDR4-2933 | 250 Watt | $ 1299 | 1050 € |
Threadripper 2950X | 16 / 32 | 3,5 / 4,4 GHz | 32 MB | DDR4-2933 | 180 Watt | $ 899 | 800 € |
Threadripper 2920X | 12 / 24 | 3,5 / 4,3 GHz | 32 MB | DDR4-2933 | 180 Watt | $ 649 | 415 € |
Im gleichen Zug würde für 2020 auch der AMD Threadripper 3990X angekündigt, welcher mit 64 Kernen, 128 Threads und 256 MB L3-Cache daherkommt. Weitere Infos hat der Hersteller aber noch nicht verlauten lassen, außer, dass er ebenfalls mit einer TDP von 280W spezifiziert wird. Zur höheren TDP trägt sicherlich der I/O-Die bei, aber auch die gesteigerten Taktraten. Der Basistakt fällt sogar höher aus als bei den kleineren Threadripper CPUs der vergangenen Serie. Zusammen mit der gestiegenen IPC und den genannten Verbesserungen, steigt auch die Gesamtleistung deutlich an.
AMD zieht zum Vergleich noch die Skylake-X der 9000er Serie heran, da die 10000er Serie zu dem Zeitpunkt noch nicht vorgestellt wurde. Dem Core i9-9920X hat man hier noch angeführt, da dieser mit einer UVP von ~1200 Dollar an den Start ging. Durch die Preishalbierung hinkt dieser Vergleich aber aktuell. Allerdings kann man auch sagen, dass es eigentlich keine echte Konkurrenz gibt. Denn der Intel Core i9-10980XE kann sich nur geringfügig vom Vorgänger absetzen und enttäuscht eher, als das er einen Mehrwert bietet. In unabhängigen Tests zeigte sich übrigens das selbe Bild. AMD hat hier also nichts beschönigt. Computerbase kommt im Fazit bezogen auf die Multi-Core Leistung in Anwendungen auf ein Leistungsplus von 75% des 3970X gegenüber dem 10980XE. Und auch der 3960X kann sich um deutliche 47% absetzen. Bei der Single-Core-Leistung brauchen sich die Prozessoren ebenfalls nicht verstecken, liegen knapp vor dem 10980XE und knapp hinter den AMD Ryzen 9 Prozessoren. Selbst beim Gaming zeigen sich die beiden Threadripper erstaunlich gut aufgestellt. Vergleiche zum Intel Xeon W-3175X mit 28 Kernen gibt es nur wenige, aber auch die $3000 CPU wird in fast allen Disziplinen geschlagen.
Quelle: AMD, Computerbase, Tweaktown